Ein langsamer Start

28 Okt 2021Afrika bis 70, ontheroad

Meine Waldtherapie – 

In meinen beiden vorherigen Beiträgen Toyo’ Dornröschen Schlaf und die Geschichte meiner lieben Gastgeber Sandra & Jens habe ich ja schon ein bisschen von meinem Ankommen in Afrika berichtet.

Einen ganzen Monat habe ich im Garten bei Sandra & Jens gestanden und mich langsam in Afrika akklimatisiert.

Was lange währt …

Kurz vor meiner Abreise nach Afrika bekam ich noch einen gesundheitlichen Dämpfer. Mein hoher Blutdruck machte mir wieder mit Engegefühlen und Herzinfarktähnlichen Beschwerden zu schaffen. Zudem fand ich heraus, daß mein bisheriges Blutdruckmittel wohl eine sehr seltene, aber gefährliche Nebenwirkung bei mir hervor ruft.

Noch ein Notfall Medikament!

Mir reichen schon die Medikamente für meine Bienengiftallergie und die Notfall Herzmedikamente, nun noch eins drauf für die anderen Nebenwirkungen. No way …

Ich möchte entspannt reisen können, ohne mir viele Gedanken machen zu müssen.

So nahm meine Umstellung auf ein anderes Blutdruckmedikament seinen Lauf. Nun bin ich darauf angewiesen, dass ich die Medikamente auch in Afrika überall bekomme, für einfache Medikamente geht das, moderne Kombipräparate gibt es ggf nicht.

Also wurden aus bisher 1 Medikament nun 3 verschiedene, da eine ganze Gruppe der anderen wegen der Nebenwirkungen bei mir wegfiel.

Besser wäre es natürlich gewesen, diese ganze Umstellung noch in Deutschland zu machen, aber mein Flug war gebucht und ich wollte auch endlich los.

Angekommen in Afrika

In der größten Hitze, die Monate September, Oktober bis in den November hinein gelten ja als die anstrengendsten Monate in Afrika. Man nennt sie auch „suicide months“, oder Selbstmordmonate, weil sich angeblich in dieser Zeit die meisten Menschen umbringen. Es ist kurz vor der Regenzeit, die immense Hitze der endenden Trockenzeit, die sich teilweise schon bildenden Wolken und gelegentliche Regenschauer erhöhen die Luftfeuchtigkeit und machen die Wärme noch unerträglicher.

Zu dieser Stimmung passen die lauten Klagelaute der Ibisse, grosse afrikanische Vögel, die morgens und abends zum Sonnenuntergang ihr Konzert veranstalten. Sie klingen irgendwie sehr frustriert, aber das ist natürlich meine Interpretation.

Sandra erzählt mir dazu eine lustige Geschichte
Ibis im Baum

Die Ibisse nisten schon seit Jahren auf einem bestimmten Baum an der Seite des Gartens. Dort bauen diese eigentlich großen und schweren Vögel ein fadenscheiniges Nest aus dünnen Ästchen. Regelmäßig fällt dieses Stöckchennest bei Wind oder Regen vom Baum und mit ihm die darin befindlichen Eier oder schlimmer noch die Küken, die das natürlich nicht überleben.
Doch irgendwie scheinen die Vögel nicht lernfähig zu sein, sie starten wieder mit dem Bau eines Nestes, genau gleich und unstabil wie das vorherige, aus dünnen Ästchen und Zweigen. Das geht schon seit Jahren so, aber ihr Geschrei hat damit absolut nichts zu tun. Es ist einfach ihre Art der Kommunikation 😉 

Mir geht es nicht gut 😒

Schon in den ersten Tagen merke ich, ich schaffe längst nicht mehr so viel wie noch in vergangenen Jahren. Erst mal tendiere ich dazu mich selbst dafür zu kritisieren, aber es hilft nichts, ich muss akzeptieren, dass ich jetzt einfach mehr Zeit brauche, die einfachsten Dinge zu erledigen. So gehen mir meine Putzarbeiten an meinem Toyota nur schwer von der Hand.

Auch fällt mir bei der Kontrolle meines Blutdruck auf, dass dieser sehr niedrig ist. Ich bin nachmittags und speziell nach dem Mittagessen einfach zu gar nichts mehr fähig, muss mich zurückziehen, mich im Toyo in der größten Hitze mit meinem kleinen 12V Ventilator hinlegen und brauche mindestens 2 Stunden um wieder einigermaßen fit zu sein.

Mit dem Blutdruck soweit im Keller ist dies eigentlich kein Wunder. Also fange ich an meine Blutdruckmedikamente langsam und nach und nach zu reduzieren. Damit geht es in kleinen Schritten von Tag zu Tag besser und niemand schreibt mir eigentlich vor, wie lange ich für was zu brauchen habe.

Bewegung soll gut sein !

Viele die mich kennen wissen, dass ich ein absoluter Bewegungsmuffel bin. Doch irgenwie nutzt es nichts, der Körper zeigt einem wo es lang geht.
So nehme ich mein Spaziergeh-Programm wieder auf.
Und laufe nun jeden Tag am frühen Vormittag wenn es noch nicht so heiß ist, in das nahe gelegene Mount Meru Forest Reserve, ein Waldgebiet am Rande des Meru Berges, dem zweithöchsten Berg mit 4566 m nach den beiden Kilimanjaro Gipfeln in Tansania.

Im Wald des Mount Meru Forest Reserve
Im Wald des Mount Meru Forest Reserve
Im Wald des Mount Meru Forest Reserve

So ein Wald ist ein Geschenk der Natur

Die hohen schlanken Stämme auf dem ersten Bild sind Grevillea Bäume. Sie kommen eigentlich aus Australien und wachsen dort vorwiegend in trockenen Regenwäldern. 
Dieser Begriff trifft auch auf dieses Waldgebiet zu. Das Holz dieses Baumes ist sehr begehrt, die immergrünen Bäume sind gute Schattenspender, wachsen einstämmig gerade nach oben und das Holz ist fäulnisresistent. Ideal als Bauholz. Die Blätter sind farnartig gefiedert und fallen das ganze Jahr. Am Boden bilden sie einen Teppich, schützen die Erde vor Austrocknung und mit Regen wird daraus wieder Humus.

Und weil es einfach schöner ist wenn man Gesellschaft hat, nehme ich Fissi mit, einen alten Dorfhund, der aufgrund einer Krankheit nicht mehr von seinem Eigentümer versorgt werden kann und so das Hausrudel von Sandra und Jens ergänzt. Der passt sich perfekt meinem Tempo an und trottet geduldig mit mir durch diesen schattigen Märchenwald mit seinen tanzenden Lichtreflexen.

Mit Fissi im Meru Wald Reservat

Im Oktober fallen die ersten Regentropfen

und aus staubigen Tiefen erscheinen zaghafte Blüten um die nahe Regenzeit zu begrüßen.

Die ersten winzigen blauen Blüten kündigen die nahe Regenzeit an
Filigrane gelbe Blüten zeigen sich im saftigen Grün
Der trockene Busch erwacht mit dem ersten Regen in strahlendem Pink

Pflugschar und Bullenkraft

Jetzt ist auch die Zeit die trockenen Felder zu pflügen und mit Hoffnung auf den nahen Regen auszusähen. Und das geschieht immer noch mit althergebrachten Methoden und der Kraft von 2 stoischen Bullen. Der Meister des Pfluges arbeitet sich am Rande des Waldes von Feld zu Feld und zieht mit seinen beiden tierischen Helfern fleissig eine Furche nach der anderen.

Der Eigentümer des Feldes folgt nach und bringt die Aussaat in den Boden.

Pflügen vor dem Regen
Pflügen und Aussaat vor dem Regen

Die Tage vergehen wie im Flug

Bald ist der Oktober zu Ende! Die Jahreszeit wandelt sich und ich werde einfach unruhig, möchte den Toyo endlich auf die Strasse bringen. Sandra und Jens machen sich Sorgen, hätten es lieber dass ich mich vollständig akklimatisiere. Aber nach 4 Wochen treibt es mich weiter, der Toyo ist soweit wieder eingerichtet und sauber, Grundnahrungsmittel sind an Bord und er läuft. Somit steht einem Aufbruch eigentlich nichts im Wege.

Lass das afrikanische Abenteuer beginnen …

Schau doch mal was Du sonst noch von mir finden kannst ...

... und meinen aktuellen Standort sowie meine gefahrene Route siehst Du mit vielen Fotos und Kommentaren auf Polarsteps.

PS: Wenn Dir mein Beitrag gefallen hat, dann hinterlasse mir doch einen netten Kommentar.
Du weißt ja, viele Kommentare sind das Trinkgeld für die Autorin, ich freu mich genauso wie Google.
😇🙏🏻🧡

Lass das orange Zebra rollen, hilf mir ein bisschen mit den Kosten für seinen Dieselhunger. Was der Kaffee für mich ist, ist der Treibstoff für den Toyo.

8 Kommentare

  1. Marcella

    Liebe Lilli, wieder ein schöner Bericht von Dir! Sehr schön auch die Fotos und Videos! Hast Du denn Deinen Blutdruck jetzt gut im Griff?
    Weiterhin eine schöne Zeit und liebe Grüße aus Volkach!
    Marcella

    Antworten
    • Lilli Mixich

      Danke liebe Marcella
      Hab mir lange überlegt, ob ich diese kurzen Videos einbetten soll, aber sie zeigen doch immer wieder einen anderen Eindruck als das reine Foto alleine. In Videos bin ich halt noch nicht perfekt.
      Zum Blutdruck, er ist immer noch relativ niedrig, aber es macht mir nicht mehr soviel aus und ich bin nicht mehr so energielos. besser als dass er zu hoch ist, wie vorher denke ich mal.
      Liebe Grüße zurück an Euch Beide
      PS: Eure Hängematte ist permanent im Einsatz !

      Antworten
      • Birgit

        Sehr schöner Bericht! Gute Besserung!
        Birgit ( Dolly_the_adventurebus)

        Antworten
        • Lilli Mixich

          Ich danke Dir liebe Birgit
          Mir geht es jetzt schon wieder viel besser. Es war einfach die Umstellung, die viel länger gedauert hat als sonst.
          Dir auch wunderbare Reisen mit Dolly
          Lilli

          Antworten
    • Karin Stockinger

      Sehr schön Lilly, ich würde dich sehr gerne begleiten 😁
      Freu mich jeden Tag auf deinen FB post, so kann ich es zumindest virtuell. Alles Liebe und genieß Afrika!
      Karin

      Antworten
      • Lilli Mixich

        Liebe Karin
        Ich freu mich, wenn Du mich virtuell begleitest, ich teile so gerne meine Passion für Afrika.
        Alles Liebe
        Lilli

        Antworten
  2. Obermaier Renate

    Liebe Lilli.

    Durch eine Zeitschrift,in der ein toller Bericht von dir abgedruckt war,bin ich auf dich aufmerksam geworden.
    Habe mir dann deine Internetseite gesucht……und bin restlos fasziniert.
    Kann nicht sagen , wie lange ich schon von Afrika träume. Jetzt bin ich 53 Jahre jung und Jetzt wird es Zeit,endlich zumindest Urlaub in Afrika zu machen…….Aber bestimmt nicht in einem Luxusbunker!!!!!!!
    Ich möchte Land und Leute kennenlernen. Bis dahin bin ich mit deinen Berichten in Afrika dabei.

    Viele liebe Grüße aus Niederbayern

    Renate

    Antworten
    • Lilli Mixich

      Ganz herzlichen Dank liebe Renate
      Ich freu mich, wenn ich Dich mit meinen Berichten inspirieren kann. Natürlich ist das Leben, das ich führe nicht vergleichbar mit einer organisierten Safari. Es zeigt einfach mein tägliches Erleben und Umfeld. Umso mehr freue ich mich, wenn ich Dich auf diese Art und Weise mitnehmen kann in meine Welt.
      Grüße zurück von meinem letzten Tag in Uganda
      Lilli

      Antworten

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