Ein Leben retten ?

17 Okt 2021Afrika bis 70, Begegnungen, Menschen, ontheroad

Nein: Hunderte – 

Oben in meinem Beitragsbild schaut Ihr auf Ntombi. Ich hatte die Ehre diesem kleinen Hundeweibchen einen Namen geben zu dürfen. Und den hübschen Namen Ntombi, was soviel bedeutet wie Tochter oder Mädchen in Kisuaheli hatte ich gerade in einem Buch gelesen.

Ntombi wurde gerettet

Ein kleines elendes Häufchen Hundeleben. Kinder aus dem Dorf hatten sie vor einigen Tagen schon mal gebracht weil sie angeblich nichts fressen würde. Auf die Frage, was die Kinder dem Hund denn geben würden kam nur ein verschämter Blick und die Antwort: „Nichts“ 🤷🏾‍♂️

Ok, wenn man einen Welpen nicht füttert und sich selbst überlässt ist es sehr unwahrscheinlich daß er überlebt. Sandra erklärt geduldig was so ein kleiner Hund braucht und wie die Kinder ihn füttern sollen.

1 Woche später stehen Leute aus dem Dorf vor der Tür, sie haben Ntombi völlig verängstigt irgendwo im Busch gefunden, das Hündchen nun in einem noch schlechteren Zustand wie zuvor. Total abgemagert, verfilzt und struppig, zitternd, wahrscheinlich wurde es draussen sich selbst überlassen und voller kleiner Wunden gibt es nun kein Zurück. Offensichtlich haben die Kinder sich um nichts gekümmert und keiner sorgt ausreichend für den kleinen Hund. Sandra wird ihn behalten, aufpäppeln und später ein gutes Heim für ihn suchen.

Und so kam Ntombi dann in gute Hände
Ntombi's erste Stunden in Geborgenheit
Ntombi's 1. Tag

Das ist Ntombi’s vorläufiger Zufluchtsort. Geschützt vor anderen Hunden verbringt sie ihre ersten Tage noch völlig verängstigt, struppig und zitternd in ihrem eigenen kleinen Auslauf.

Ntombi wird gewaschen, gekämmt und ihre Wunden werden versorgt
Ntombi's 4. Tag
Erst nachdem sie ausreichend frisst und nicht mehr so fragil ist wird Ntombi das erste Mal gewaschen und gekämmt. Auch ihre kleinen Wunden überall können jetzt besser versorgt werden.
Ntombi 2 Monate später wartet sie auf ihre Adoption
Ntombi 2 Monate später

Und schaut sie Euch jetzt mal an, 2 Monate später. Ist sie nicht ein ganz besonders süßer Welpe.
Nun wartet sie auf ein liebevolles neues Zuhause

So oder so ähnlich beginnen viele Geschichten bei

Mbwa Wa Africa Animal Rescue

Aber lasst mich ein bisschen mehr zu meiner Begegnung mit Sandra und Jens berichten.

Das Gelände auf dem ich normalerweise meinen Toyota stehen lasse, wenn ich nicht in Afrika unterwegs bin, wurde im Laufe der Zeit die vorübergehende Heimat unzähliger Welpen, Kätzchen, verletzter oder verkrüppelter Hunde und Katzen. Welpen von streunenden Hunden gefunden in Strassengräben oder verlassenen Ruinen, Hunde angefahren von Autos, Tiere ausgesetzt und sich selbst überlassen oder einfach nur auf den Müll geworfen, seit neuestem auch gerettete Hunde von illegalen Strassenverkäufern.

Das große Grundstück mit einem riesen Garten gehört Sandra und Jens, deutschen Globetrottern, die auf Ihrer Weltreise in Ihrem Landrover mit Motorschaden in Tansania gestrandet waren und sich hier nach und nach ihren Traum „Hunde zu retten“ verwirklicht haben. Unschuldige Lebewesen, die nichts dafür können in welche Umstände sie auf diese Welt geworfen wurden.

Ich habe Sandra und Jens nicht direkt auf Reisen kennengelernt, wie so viele Menschen denen man begegnet und sofort eine gute Wellenlänge hat, sondern erst als sie sich bereits in Tansania angesiedelt und ihre kleine „Auffangstation“ gegründet hatten. Damals waren es private Anfänge entstanden aus dem Nichtwegsehenkönnen bei soviel Hundeleid, heute ist es eine voll staatlich anerkannte NGO (Non Government Organisation – ähnlich unseren Vereinen) in Tansania.

Und es werden nicht nur Hunde und Katzen gerettet, Jens organisiert auch große Kampagnen zur Sterilisation und Tollwut-Impfung von Hunden und Katzen, mobile Tierkliniken und Mbwa Wa Africa Animal Rescue betreibt mittlerweile auch eine feste Tierklinik auf einem nahegelegnen Areal in Ngongongare/Usa River, einem Dorf am südlichen Ende des Arusha Nationalparks zwischen Moshi und Arusha im nördlichen Tansania.

Das Ganze finanziert anfänglich rein aus eigenem Einkommen, damals hatte Jens noch einen Job als Farmmanager, heute vollständig finanziert durch private Spenden und Zuwendungen, sowie Zuschüssen von Tierschutzorganisationen, bzw Gelder für ausgewiesene und subventionierte Kampagnen. 

Nicht sehr oft trifft man Menschen die mit soviel Herzblut und alles was sie selbst haben ein Projekt ins Leben rufen und sich permanent dafür einsetzen. 

 

Und die mir und Toyo ein Heim in einem fremden Land geben

 

Aber zurück zu Ntombi und Mandela, ein anderes Beispiel einer Rettungsaktion, wo sogar die anwesenden Veterinäre der Klinik schon aufgegeben hatten.

Mandela wurde völlig bewegungslos irgendwo im Strassengraben gefunden. Es ist auch ein Hundemädchen und zeigte anfangs keinerlei Reaktion, war komplett gelähmt. Nach und nach kam dann Leben in das kleinen Kerlchen, sie nahm Futter an, blieb aber weiterhin vom hinteren Rücken an komplett gelähmt. Man wollte sie einschläfern, um ihr weiteres Leid zu ersparen.

Aber Sandra, die wie eine Löwenmutter um jedes Hundeleben kämpft, nahm sie aus der Klinik zu sich und brachte sie zusammen mit einem anderen gelähmten Welpen in einer eigenen kleinen Umzäunung und eigenem Schlafraum (Büro – haha 😅) unter. Auch Ntombi hatte ihre eigene große Hundebox zum Schlafen in einem Gästehaus und Auslauf in einem extra Garten – neben meinem Toyo☺️

Alle ankommenden Hunde werden erst einmal mindestens 14 Tage isoliert, den sie können mit dem sehr ansteckenden Parvo-Virus infiziert sein, der bei Kontakt mit anderen umgeimpften Welpen sofort alle anderen anstecken würde. Gesunde Hunde könnten schon ab dem 2. Lebensmonat geimpft werden, aber meistens, wie im Fall von Ntombi oder Mandela, sind die Welpen die zu Mbwa Wa Africa kommen sehr ausgezehrt und vernachlässigt und ihr Immunsystem ist zu schwach für die Impfung.

So bekommen die Hunde oder Katzen als erstes eine Tollwut Spritze 💉, da Tollwut ja für Menschen tödlich ist. Für alle weiteren Maßnahmen wie die Parvo Impfung oder Entwurmung und weitere Impfungen müssen die Welpen erst mal ein bisschen aufgepäppelt werden, da ihr ausgezehrtes Körperchen das sonst nicht verkraftet.

 

Freiwille Helfer unterstützen Mbwa Wa Africa vor Ort

 

Nun kamen die Volontäre ins Spiel, je nach dem wie viele gerade da sind, konnte sich ein französisches Pärchen, das auf ihrer Rucksack-Weltreise 14 Tage lang Volontärarbeit bei Mbwa Wa Afrika geleistet hat, intensiv um Mandela kümmern. Das heißt jeden Tag viel Zeit auf Physio für beide gelähmten Hündchen aufwenden. Die Welpen immer wieder auf alle 4 Beine stellen und sie erst 1, dann 2, dann 3 … dann 10 Schritte mit eigener Kraft laufen lassen.

Und siehe da, Mandela ist noch jung genug, so daß ihre neurologischen Schäden eine Chance haben, sich zu verbessern und sich entsprechende neue Nervenbahnen bilden können. Aus dem Robben in einem Schutzsack, der verhindert daß sich die nachgeschleiften Beinchen aufschürfen und infizierte Wunden entstehen, wurde ein kleiner vorwitziger Welpe, der nur noch gelegentlich mit den Hinterbeinen einknickt.

Ich konnte ihre Fortschritte ja nur über eine relativ kurze Zeitspanne beobachten, aber selbst in wenigen Tagen zeigten sich schon enorme Fortschritte. Schaut Euch einfach die beiden kleinen Videos an und urteilt selbst …

Mandela im Sack
Mandela

Ein Schutzsack schützte anfangs das gelähmte hinterher schleifende Hinterteil

Nicht ein Leben wird gerettet, nein Hundere 🐕

Gerne könnt Ihr Euch auf der Webseite von Mbwa Wa Africa Animal Rescue über die Arbeit der „Hunderetter“ informieren. Ihr könnt auch virtuell einen Hund adoptieren/sponsern und stellt so sicher, dass er ein Leben geschützt in Frieden und in der Gesellschaft seiner Artgenossen verbringen kann. Ohne die Hilfe von aussen sind die enormen Kosten für Futter, Medikamente und Versorgung der Tiere nicht zu stemmen.

Zur Zeit wird auf dem großen Klinik Gelände eine neue und größere Auffangstation für gerettete Tiere gebaut und jede Zuwendung ist willkommen. Und wenn Ihr ein Herz für Tiere habt, sind Eure Spenden hier sehr gut aufgehoben und ermöglichen es vielleicht, auch einmal ganz Tansania tollwutfrei zu bekommen.

Jetzt schon ist die Region Arusha, wo die beiden wirken, relativ gut von Tollwut befreit, die immer noch einige Menschenleben kostet. Und an Tollwut sterben zu müssen ist kein schöner Tod. Aber ganz Tansania ist die große Vision und warum auch nicht.

Immer stand am Anfang ein kleiner Funken und am Ende vielleicht eine große Leistung.

Sei ein Teil davon …

Schau doch mal was Du sonst noch von mir finden kannst ...

... und meinen aktuellen Standort sowie meine gefahrene Route siehst Du mit vielen Fotos und Kommentaren auf Polarsteps.

PS: Wenn Dir mein Beitrag gefallen hat, dann hinterlasse mir doch einen netten Kommentar.
Du weißt ja, viele Kommentare sind das Trinkgeld für die Autorin, ich freu mich genauso wie Google.
😇🙏🏻🧡

Lass das orange Zebra rollen, hilf mir ein bisschen mit den Kosten für seinen Dieselhunger. Was der Kaffee für mich ist, ist der Treibstoff für den Toyo.

2 Kommentare

  1. Marcella

    Liebe Lilli, Jens und Sandra leisten dort tolle Arbeit! Ich hoffe, sie machen auch viel Aufklärungsarbeit, zum Beispiel in den Schulen, damit die nächsten Generationen sich einfach besser um ihre Haustiere kümmern werden!
    Immer wieder erstaunlich, wie sich ein Hund oder eine Katze mit ein wenig Pflege und Futter regenerieren kann. In unserer Praxis habe ich auch Fälle erlebt, wo man eigentlich gedacht hat, das wird nichts mehr. Ich hatte einmal eine Katze nach Autounfall mehrere Wochen stationär: sie konnte nichts mehr, nur noch ihren Kopf heben. Und sie ist wieder gesund geworden! Eine andere, ebenfalls nach Autounfall, hatte ein schweres Schädeltrauma erlitten: sie war dadurch erblindet und konnte sich nur noch im Kreis drehen. Auch dieser Kater hatte sich nach einigen Wochen wieder erholt und ist gesund geworden. Er war ein Streuner, den ich dann auch in ein schönes neues Zuhause vermitteln konnte!
    Liebe Grüße Marcella 🐕🐈

    Antworten
    • Lilli Mixich

      Ja liebe Marcella
      Ich war wirklich überwältigt was die Fürsorge für Früchte getragen hat. Besonders bei der gelähmten Mandela. So hautnah habe ich es ja auch noch nie mitbekommen.
      Sandra und Jens hatten jahrelang eine amerikanische Volontärin, Maureen, eine ältere Dame, die sich auf Education spezialisiert hatte und regelmäßig in die Schulen gegangen ist. Leider ist sie mit 8! Hunden zurück nach Amerika gegangen und jetzt hinkt diese Sparte ein bisschen nach. Sandra hat mit dem Shelter alle Hände voll zu tun, Jens mit seinen Tollwut- und Sterilisations- Kampagnen und die Veterinäre und Vet-Nurses halten die Klinik am Laufen. Aber wer weiß, was morgen um die Ecke kommt.
      Wünsche Euch ne gute Zeit und sicherlich seid Ihr ja auch bald wieder in Afrika.
      Alles Liebe Lilli

      Antworten

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