Strandparadies in Kenia

15 Mrz 2022Afrika bis 70, ontheroad

Oder: Von der Feigheit in den Sand zu fahren –

Tja Ihr Lieben, da kann das schönste Plätzchen am Indischen Ozean locken, aber wenn der Weg dorthin mit einer Kurven-Fahrt über den weichen Sand am Strand verbunden ist, bekomme ich ein unergründliches Bauchgrimmen.

Schon der Weg an die Küste nördlich von Malindi, viel Sand mit Kokosnußschalen befestigt, nötigt mir Respekt ab und läßt mich Schlimmeres ahnen.

Niemals traue ich mir zu, mal eben dort hinunter zu fahren, eine elegante Kurve um die angewehte Düne zu nehmen und schwupps zwischen schattigen Akazien auf einer traumhaften Campsite zu landen.

Barefoot Beach Camp - Weg zum Strand

Das Barefoot Beach Camp am Indischen Ozean

Nachdem ich den Platz besichtigt habe, teile ich dies auch Eddy, dem Besitzer des „Barefoot Beach Camps“ mit. Was ich denn für ein Auto fahren würde, kommt als Frage zurück.

Einen Toyota Landcruiser, pah, wenn der es nicht schafft, welches Fahrzeug dann?

Gesagt, getan, ich bitte ihn, sich selbst hinters Steuer zu setzen und den Toyo auf den anvisierten Stellplatz zu bewegen.

Kurz vor dem Strand ist Schluß, nichts geht mehr! Es ist doch unmöglich mit meinem schweren Schlachtschiff vollbepackt bis unter die Dachkante den weichen Sand spielend zu bewältigen, wie vorher in fester Überzeugung angekündigt.

Mehrere Versuche, hin und her, vor und zurück mit eingelegtem Allrad Antrieb und Untersetzung bewegen den Toyo eher noch tiefer gegen den Erdmittelpunkt, anstatt über den vorderen Antrieb der Räder den Toyo sanft aus der sich anstauenden Sandrille zu erheben und über die Düne zu schweben.

Der Toyo steckt im Sand

Ich wusste es …

🙄

Peinlich ist es mir nicht, aber reichlich unangenehm, weil sich jetzt so viele Leute um den Toyo scharren, buddeln, Tracktionshilfen unterlegen und gute Ratschläge geben. Jaaaa, mit rigorosem Luftablassen hätte es vielleicht funktioniert, aber mir war das zu viel Umstand und ich habe auf den erfahreneren Fahrer Eddy gehofft, dass es auch ohne ginge.

Mein Allrad funktioniert nicht!

Das ist nun die logische Schlussfolgerung nachdem alles richtig einrastet, aber die Kraft nicht auf die Vorderräder übertragen wird.

Nun gut, muss ich erstmal so glauben und ich weiß auch gar nicht, wie lange ich schon mit diesem „Zustand“ rumfahre. Mir war es immer nur sehr unangenehm, die Untersetzung einzulegen, weil ich sie so schwer und wenn dann nur mit einem Trick wieder rausbekommen habe.

Es nutzt alles nichts, Luft wird abgelassen und mit geballter Manpower zum Schieben geht es wieder rückwärts den Hang hinauf.

Jetzt bin ich so erschöpft und fertig vom reinen Zuschauen, daß ich mich entschließe auf dem Parkplatz vor der Lodge auf dem schmalen Hof zwischen Müllverbrennungsplatz, Angestelltenquartieren und den anderen Autos erstmal eine Nacht zu bleiben, um mich ein bisschen zu erholen.

Das hätte mein Platz sein können

Ein schattiges Plätzchen auf der Campsite des Barefoot Beach Camps

Schön unter schattigen Akazien mit den Strandliegen gleich nebenan

Strandliegen im Barefoot Beach Camp

Aber was soll’s, ich richte es mir auch oben gemütlich ein und entschließe mich, dann doch einen Tag länger zu bleiben, um wenigstens in Ruhe den Platz unten genießen zu können.

Endlose Strandspaziergänge

Dieses Vergnügen hatte ich schon vorher, auf etwa halber Strecke zwischen Mombasa und Malindi bei Watamu.

Immer wenn Plätze nicht so von vielen Touristen und Pauschalangeboten überlaufen sind, gibt es noch Ruhe und Abgeschiedenheit. So auch im

Mida Creek Eco Camp

an der großen Lagune des Mida Creek. 

Zwischen ausgedehnten Mangrovenwälder windet sich der flache Mida Creek über eine breite Meeresbucht dem Indischen Ozean entgegen. Am Rande liegt das kleine Community Camp, aufgebaut für die Gemeinde von einer Deutschen und der Selbstverwaltung übergeben, um ein kleines Einkommen für die Anwohner zu generieren, die sonst nur vom Fischfang leben.

Die Campsite ist leider nicht mehr wie ein Parkplatz, ich habe Glück und kann mich mit meinem Toyo grade so neben einen kleinen Unterstand mit gutem Schatten quetschen und Strom aus dem nahegelegenen Baumhaus abzapfen. Nebenan soll eine größere Campsite entstehen, warten wir’s ab. Auch praktisch, das Camp ist an die örtliche Wasserversorgung angeschlossen, es gibt also gutes Süßwasser zum Duschen. Das ist natürlich sehr angenehm in diesem feuchtheißen Klima, zumal das Camp im Wald liegt und keine direkte Meeresbrise abbekommt 😅

Eingeparkt im Mida Creek Eco Camp
Mein Platz im Mida Creek Eco Camp

Ich bleibe 3 Nächte, um den Platz und die Lagune ausgiebig zu erkunden.

Mangroven soweit das Auge reicht

Die Lagune des Mida Creek bei Watamu

Je nach Wasserstand kann man auf der Schlamm-/Salzkruste der Lagune kilometerweit laufen. Allerdings ist die Fläche übersät mit Krabbenlöchern, Einsiedlerkrebsen und Muschelschalen. Es läßt sich kaum vermeiden viele zu zertreten, was man eigentlich nicht möchte. Zum flachen Wasser hin wird es immer weicher und lehmiger, baden wäre auch eher ein Schlammbad.

Boardwalks oder schmale Pfade führen durch die Mangrovenwälder
Mida Creek Boardwalk durch die Mangroven
Lilli auf dem Mida Creek Boardwalk

Zum Schutz des fragilen Mangrovenwaldes mit seinen bizarren Luftwurzeln sind an zwei Stellen hochgelegene Holzwege, sogenannte „Boardwalks“ angelegt worden. Auf diesen Wegen streift man im Kronenbereich der Mangroven durch eine vielfältige Vogelwelt. Mangrovenwälder bilden ein eigenes Ökosystem, der Mida Creek ist als UNESCO Biophärenreservat ein wichtiger Zwischenlagerplatz für hungrige Zugvögel und die Wiege vieler Meereslebewesen die Schutz zwischen dem Wurzelgewirr finden. Auch halten die Wurzelsysteme die durch Flüsse eingetragenen Sedimente zurück und schützen so wiederum die Korallen im Meer, die nur in klarem Wasser gut gedeihen können.

Mangrovenwälder in der Randzone des Mida Creek

Schmale ausgetretene Pfade führen durch die lichten Wälder am Rande der weiten Bucht

Pfade durch den Mangrovenwald
Mangeldes Umweltbewusstsein, ein großes Thema in Afrika
Kindergruppe am Mida Creek

Leider verstanden weder der Fotograf noch die älteren Kinder dieser Kindergruppe um das Geburtstagskind mit der frechen blauen Mütze, dass sie doch bitte nicht auf die Luftwurzeln der Mangroven treten sollen. Im Anschluss an die Diskussion mit dem Fotograf wollte dieser eher Geld für die Geburtstagsfeier.

Holzkohle und Bauholz

Selbst vor den ausgedehnten Mangrovenwäldern rund um die Lagune machte die illegale Holzkohle Produktion nicht halt und die Wälder wurden nach und nach dezimiert. Das verrottungsresistente Holz der Mangroven ist auch ein beliebtes Bauholz.

1 Million Mangrovensetzlinge

Ein großes Ziel ist es nun, diese verloren gegangenen Flächen wieder aufzuforsten und so findet man einige Mangroven Anzuchtstationen in den trockneren Bereichen der Wälder.
Davon ein paar Bilder im folgenden Slider.

Neu angepflanzte Mangrovensetzlinge

Im schattigen Wald werden die Mangrovensetzlinge vorgezogen

Mangroven Setzlinge

Weitere 3 Monate in Kenia

Der Gedanke länger in Kenia zu bleiben nahm ja mehr und mehr Gestalt an. Angesichts der Tatsache, dass ich mich einfach nicht von der Küste loseisen kann und trotzdem noch ein bisschen vor dem nun wirklich bald einsetzenden Regen auf Safari gehen möchte, beschließe ich vor meiner Weiterfahrt ins Inland in Malindi mein Glück für eine Visaverlängerung zu versuchen.

Gedacht, getan, das Einwanderungsbüro in Malindi ist gut zu erreichen und es gibt genügend Parkplatz für den Toyo.

Und man glaubt es kaum, sogar fast 2 Wochen vor Ablauf des Visum bekomme ich problemlos in nicht mal 5 Minuten eine Verlängerung um weitere 3 Monate für ca 20$.

Jetzt kann ich ohne weitere Verpflichtungen weiter fahren und noch ein bisschen mehr Schätze von Kenia entdecken.

 

Hatte ich mir so gedacht!

 

Aber das kommt in einem meiner nächsten Beiträge. Seid gespannt …

Visaverlängerung für Kenia

Schau doch mal was Du sonst noch von mir finden kannst ...

... und meinen aktuellen Standort sowie meine gefahrene Route siehst Du mit vielen Fotos und Kommentaren auf Polarsteps.

PS: Wenn Dir mein Beitrag gefallen hat, dann hinterlasse mir doch einen netten Kommentar.
Du weißt ja, viele Kommentare sind das Trinkgeld für die Autorin, ich freu mich genauso wie Google.
😇🙏🏻🧡

Lass das orange Zebra rollen, hilf mir ein bisschen mit den Kosten für seinen Dieselhunger. Was der Kaffee für mich ist, ist der Treibstoff für den Toyo.

8 Kommentare

  1. Iris

    Wieder interessante Erlebnisse und Erfahrungen in Ostafrika!
    Weiter so!
    Liebe Grüße aus Diani Beach,
    Iris

    Antworten
    • Lilli Mixich

      Ich danke Dir liebe Iris
      War schön, daß wir uns nochmal getroffen haben.
      Alles Liebe
      Lilli

      Antworten
      • Ute Fries

        Soo unerhaltsam deine Berichte zu lesen. Beim Toyo-Sandbuddeln mit vielen ,Ratgebern und Experten‘ ist man quasi mittendrin ;-). Aber wie immer gibt es Lösungen am Ende! Freu mich auf den nächsten Bericht! Liebe Grüße, Ute

        Antworten
        • Lilli Mixich

          Vielen Dank liebe Ute
          Ja und das Schlimme ist, sie würden es alle besser machen. Und es ist alles kein Problem. Nur für mich ist es Stress pur und das muß ich einfach an mir akzeptieren.
          Aber im Endeffekt war alles ok so.
          Herzliche Grüße
          Lilli

          Antworten
  2. Theo

    Ei was für schöne Fotos und Videos …, und wie immer eine sehr authentische Lilli-Story around it.
    Da hätte ich Lust mal kurz wieder hoch in den nordosten an den Ozean nach Malinda zu kommen, … ist schon lange her.
    No hurry in Africa, keep cool and stay relaxed!
    Grüße aus Choma, im südlichen Zambia.

    Antworten
    • Lilli Mixich

      Hey das freut mich lieber Theo
      Ist immer schön, wenn ich Deine Wanderlust anstacheln kann, und ja, der Indische Ozean hat schon was und ist immer eine Reise wert.
      Aber Du lässt es Dir ja auch gut gehen in deinem kleinen afrikanischen Paradies.
      Freu mich schon, wenn wir uns wieder sehen.
      Bis dahin liebe Grüße
      Lilli

      Antworten
  3. Klaus von Keiser

    Lilli, Deine inspirierenden Berichte ermutigen zum selber mal wieder auf Tour zu gehen. Vielen Dank für die detaillierten Beschreibungen Deiner Erlebnisse; man ist förmlich dabei.
    Ich bin wieder in den USA für ne Weile und erörtere meine nächsten Schritte.
    Ich hoffe Du kommst ungeschoren durch die Regenzeit.
    So long,
    Klaus

    Antworten
    • Lilli Mixich

      Lieber Klaus
      Das ist doch schön, wenn ich deine Reiselust anstachle.
      Bin gespannt wie Deine nächsten Schritte aussehen.
      Herzliche Grüße vom Strand
      Lilli

      Antworten

Antworten auf Lilli Mixich Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Magst Du Dich mit mir verbandeln ?

Portrait Lilli

Gefällt Dir meine Seite...

... dann abonniere doch meinen Newsletter. In den Weiten des Internets findest Du mich vielleicht nie mehr wieder und so kommt bei jedem neuen Blogbeitrag eine Nachricht in Dein Postfach.

Ich freue mich, wenn ich Dich damit inspirieren kann.

Deine Lilli

Das hat geklappt. Bestätige die Email in Deiner Inbox.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner