abgepasst, verfolgt, bedrängt und belästigt
auf der Tiwi Beach an Kenias Südküste
Sicher könnt ihr Euch vorstellen, dass ein Paradies auch seine Schattenseiten haben kann, aber dass ich auf so eine unangenehme Erfahrung hier stoßen musste, hab ich mir im Traum nicht vorstellen können.
Ich hatte ja schon am Anfang meiner Reisebeiträge erwähnt, dass ich nun versuche, jeden Tag zumindest einen kleinen Spaziergang zu machen.
Und ein schöner Strand bietet sich ja geradezu an, in Gedanken versunken entlang zu wandern, dem Schlag der Wellen zu lauschen, die wechselnden Eindrücke von Gezeiten und Himmel aufzunehmen, die Aktivität der Strandbewohner zu beobachten und dabei etwas Gutes für seine Gesundheit zu tun.
Nun ja und bei diesen Strandspaziergängen, die mich immer in 5000 Schritten von einem Ende der Bucht bis zum anderen geführt haben, muß ich die Aufmerksamkeit eines ganz speziellen Menschen auf mich gezogen haben.
In den meisten afrikanischen Ländern gibt es Menschen, die auf Grund einer Anomalie oder evtl geistigen Behinderung aus den dörflichen Gemeinschaften herausfallen oder ausgeschlossen werden. Man erkennt sie daran, dass sie meist in sehr verschlissener Kleidung, oft ganz in dunkelbraun und mit allen möglichen Stofffetzen, Schnüren oder Plastikteilen am Strassenrand herumlaufen und scheinbar völlig entrückt vom Leben um sie herum in ihrer eigenen Welt verharren. Sie starren oft vor Schmutz, obwohl man dies bei ihrer Hautfarbe und Kleidung nicht so richtig erkennen kann.
Und so ein Mensch lebt hier am Strand
Wahrscheinlich in einer der vielen Korallenstockhöhlen oder verfallenen, vermoderten und zugewachsenen Gebäuden im Busch des Hinterlandes. Er ist bekannt hier, hat wohl keinen Namen, denn keiner spricht ihn aus, jeder kennt ihn und sie alle nennen ihn nur den „Mad Man“. Zu viele Drogen, sagt einer, schon immer verrückt, sagt ein anderer. Fakt ist, er gehört keiner Dorfgemeinschaft an und lebt einfach hier an diesem Strandabschnitt.
Und dessen Aufmerksamkeit muss ich ungewollt auf mich gezogen haben
Er war mir natürlich schon aufgefallen, lief er doch immer in einer bestimmten entrückten Art und Weise meist ganz am südlichen Ende der Bucht herum.
Ich habe mir nichts dabei gedacht
Mir nur die üblichen Gedanken gemacht, wo er wohl lebt, wovon er sich ernährt. Ob die Leute aus den dahinter liegenden Dörfern ihn versorgen?
Er tat mir leid
Bis er mir eines Tages entgegenkam, sofort hinter mir umdrehte und ich einige Sekunden später plötzlich seinen Körper an meinem spürte. Mit offener Hose und seinem heraushängenden Penis rieb er sich von hinten an mir.
Ich war im ersten Moment völlig perplex, nie habe ich mit sowas gerechnet.
Als ich im Herumdrehen sah, was Sache war, stieß ich ihn weg und schrie ihn laut an. Er ging auch ein paar Schritte zur Seite, ich schimpfte weiter und versuchte dann wieder meinen Weg aufzunehmen.
Aber nein, er kam hinter mir her
Und wieder so nah, dass ich ihn abermals wegstoßen musste um weiter zu gehen.
Mehrmals schrie ich ihn im Weitergehen an, er aber grinste nur blöde und verfolgte mich weiter. Die Flut war schon relativ hoch auf den Strand aufgelaufen und so kam ich im weichen Sand schlecht voran. Erst recht mit steigendem Adrenalinpegel und aufkommender Wut und auch Angst war ich schnell außer Atem. Ich versuchte den hier an der Tiwi Beach schrägen Strand höher hinauf zu gehen, dorthin wo ich evtl Leute oder auch Wachmänner von anderen Bungalows alarmieren könnte, aber …
Er schnitt mir den Weg ab
Mittlerweile war ich schon wieder in der Strandregion angekommen, die zum Einflussgebiet der Twiga Lodge und der angrenzenden Strandhäuser gehörte. Irgendwann drehte er auf einmal um und ging in die entgegengesetzte Richtung davon.
Ich habe das unangenehme Erlebnis natürlich sofort gemeldet und jeder war auch voller Anteilnahme, wollten sich darum kümmern, ihn abpassen, verprügeln und so weiter.
Die nächsten Tage ging ich dann in Begleitung am Strand entlang, die ersten Tage sogar mit einer Art Stoß-Waffe um ihn mir ggf vom Leib zu halten. Ein Messer oder einen Stock wollte ich nicht mitnehmen, denn mir wurde gesagt, auch er hätte ein Messer.
Ich änderte meine Zeiten, hielt mich aber an die Ebbe, wenn man am besten auf dem harten Sand gehen kann. Morgens mag ich nicht laufen, da bin ich im Auto und genieße die Kühle des Morgens um zu schreiben oder um Fotos zu sortieren. Weil es aber mittags oft sehr heiß ist, mache ich meinen Spaziergang am liebsten am Ende des Tages zum Sonnenuntergang. Zu dieser Zeit sind nur leider fast keine Menschen mehr am Strand und auch die „Beachboys“ sind schon nach Hause gegangen.
Nach ein paar Tagen verlief sich das Ganze im Sande
Aber dann ging es wieder los. Er sieht mich schon von Weitem kommen, bin ja auch auffällig mit meinen bunten Kleidern und ich merke wie er seinen Weg auf mich abstimmt. Er verschwindet oben im Busch, kommt aber näher an mir wieder auf den Strand geschlendert. Es ist mir irgendwie nicht geheuer, kann ihn nicht einschätzen, er handelt ja mehr nach seinen Instinkten und eher wie ein wildes Tier, dass sein Opfer einkreist. Außerdem ist er ein Mann, bestimmt gestählt und kräftig durch sein Leben in der Natur.
Mehr und mehr bekomme ich Angst
Einmal frage ich wildfremde Einheimische, die am Strand sitzen, ob sie mich ein Stück in Richtung seines Territoriums begleiten. Sie tun das auch, aber sobald er sieht, dass jemand bei mir ist, kehrt er um und versteckt sich hinter Felsen. Auch hier die Angebote, nachdem ich den Grund für meine Angst erklärt habe, ihn zu verprügeln und abzuschrecken.
Aber ich denke solche Menschen sind die Ablehnung und auch Prügel gewohnt.
Klar könnte ich einen der Beachboys bezahlen, dass er mich auf meinen Strandgängen begleitet, aber grade das möchte ich nicht. Ich möchte einfach allein und ungestört am Strand entlang spazieren.
Leider ist dies so nicht mehr möglich
Auch jetzt, wo ich fast 2 Monate nicht hier war, entdeckt er mich sofort wieder und das Spiel geht von Neuem los.
Ich merke, wie ich mich permanent umdrehe, wie ich schon früh Ausschau halte ob ich seine Gestalt irgendwo sehe, am Strand oder oben im Busch. Er macht es wirklich geschickt und versteckt sich nur in den Abschnitten, wo er sicher sein kann, dass ihn niemand sieht. Er muss sich in der Gegend ja auch genauestens auskennen, es ist schließlich seine natürliche Heimat.
Einmal sehe ich ihn weit vor mir aus dem Busch kommen, ich drehe sofort um und gehe wieder zurück Richtung Twiga Lodge, aber er ist schnell, zu schnell für mich. Ich höre ihn nicht kommen, die Brandung schluckt alle weiteren Geräusche und plötzlich ist er wieder ganz nahe hinter mir mit seiner offenen Hose. Wieder brülle ich ihn zu Tode erschreckt an, aber zum Glück bin ich schon nahe an seiner Territoriumsgrenze und er geht grinsend wieder zurück. Trotzdem drehe ich mich immer wieder um.
Selbst wenn ich nun das kurze Stück an das nördliche Ende der Bucht wandere, denke ich oft: Wann kommt er auf die Idee, die Lodge und die Campsite im Hinterland zu umgehen und mich dahinter abzupassen. Auch dort gibt es keine bewohnten Häuser mehr und ein öffentlicher Weg führt nach oben über die Klippen. Er hat es einfach mich zu beobachten. Und leider bin ich nun mal gerade das Objekt seiner Begierde.
Von der Lodge her möchten sie ihm auflauern und ihn abpassen und ihn anschließend der Polizei übergeben. Ich höre aber, dass er selbst schon aus den Einrichtungen, die es hier für die Drogengeschädigten gibt, wieder weggelaufen ist. Und eine wirkliche Hilfe für geistig eingeschränkte Menschen gibt es hier nicht. Er wird also wohl oder übel wieder auf der Strasse, bzw am Strand oder im Busch landen. Und er lebt schon seit ewigen Zeiten hier, erfahre ich von einer Anwohnerin und hat schon immer Probleme gemacht.
Ich bin nur für eine begrenzte Zeit als Gast hier, soll es nun an mir liegen, ihm mit Hilfe der Angestellten aus der Lodge eine Falle zu stellen, als Köder am Strand lang zu wandern und darauf warten, dass meine „Beschützer“ flink und gewieft genug sind, um ihn zu stellen. Wie meine Erfahrung zeigt (die Geschichte kommt noch) muss ich womöglich noch Geld bezahlen, dass er gefangen und anschließend abtransportiert wird. Würde ich ihn damit nicht vielleicht aggressiver machen?
Was bleibt mir?
Im Grunde genommen kann ich nur so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten. Und das tue ich jetzt. Ich laufe weiterhin zum Sonnenuntergang aber nur in dem Strandabschnitt, der zur Twiga Lodge und den angrenzenden Bungalows gehört. Dort ist das Gelände zu offen und es gäbe Wachleute. Auch merke ich, wie oft die Kellner, der Koch oder die Wachleute aus den Bungalows zum Strand kommen und den Strand beobachten. Sie passen alle sehr gut auf mich auf.
Trotzdem bleibt die Angst in dem kurzen Stück zum anderen Ende der Bucht, was total unbewohnt ist. Wann findet er das heraus?
1000 Schritte ist die Strecke lang
5 x gehe ich auf und ab. Ein bisschen trostlos, wenn die weite geschwungene Bucht vor einem liegt und man so gerne weiter wandern möchte. Abends ist das Licht oft wunderschön, grade von dem nun „verbotenen“ südlichen Ende der Bucht zurück zur Campsite. Manchmal überlege ich mir, was müssen die Leute denken, die mich für sie so grundlos auf und ab gehen sehen. Aber die haben ja auch keine Angst vor einem „Mad Man“ der sich jederzeit von hinten an sie anschleichen könnte
Ach Lilli, das tut mir so leid für dich!
Schlimm ist ja, dass er offenbar verwirrt ist und eigentlich selbst Hilfe bräuchte, aber das kann man dir ja nun wirklich nicht aufbürden. Auch wenn er in einer Psychiatrie wahrscheinlich besser aufgehoben wäre, als am Strand. Bezahlt aber sicher niemand.
Es fühlt sich natürlich wie Kapitulation an, aber vielleicht ist das für dich auch ein Zeichen, dass die Zeit gekommen, ist weiter zu ziehen.
Ich wünsche dir, dass du die richtigen Entscheidungen triffst.
Ja liebe Heike
Du wirst es ja selber gesehen haben auf deinen Reisen, für psychisch kranke Menschen gibt es in den meisten afrikanischen Ländern keine wirkliche Hilfe. Viele werden einfach verschwinden oder ihr Leben irgendwo eingesperrt verkümmern. Als Reisender hat man meist wenig Kontakt zu solchen Menschen, ich habe einfach nur Pech hier auf so jemanden getroffen zu sein, der einen Narren an mir gefressen hat. Ich fühle mich einfach nur so unwohl, weil ich ihn nicht einschätzen kann und da hilft am besten nur Abstand.
Und wie Du schreibst, meine fast 6 Monate Kenia gehen sowieso bald zu Ende, es wird Zeit für Neues …
Liebe Lilli, ich schließe mich da Heike an. Es ist besser, weiterzureisen, Du kannst es so auch nicht mehr genießen und fie Situation ist mehr als unangenehm, wenn nicht gar gefährlich! Alles Gute und liebe Grüße, Jana
Liebe Jana
Da ich sowieso kurz vor der Weiterreise bin, ist es ok. und das Ganze geht ja schon seit Monaten und mittlerweile hab ich mich damit arrangiert. Es ist einfach nur doof und jetzt wo ich alleine hier bin ist es auch schwerer nette Gesellschaft zu finden.
Sonnige Grüße
Lilli
Liebe Lilli, eine beunruhigende und beängstigende Situation. Du hast bisher viele schwierige Situationen gemeistert. Ich glaube auch, und schließe mich ebenso an, dass hier eine Weiterfahrt sinnvoll wäre. Der Typ ist unberechenbar. Alles Gute 🍀
Liebe Jutta
Ja, es muss ja sowieso weiter gehen. Obwohl ich sehr an diesem Platz hänge, treibt es mich auch weiter. Im Moment ist aber alles ruhig hier. Ich bin die Einzige hier auf der Campsite und genieße es, den Platz für mich zu haben.
Und ich gehe nicht mehr in den Strandabschnitt wo er mir auflauern könnte. Insofern alles gut.
Herzliche Grüße
Lilli
Wovor könnte ER denn Angst haben?
Das ist eine gute Frage. Die Leute dort denken daran in zu verprügeln und so abzuschrecken. Aber ich denke, das ist kein Ausweg, denn er hat ja keinen anderen Platz wo er hin kann, also wird er immer wieder kommen.
Ich habe ihn dann einfach vermiedenen jetzt bin ich ja eh nicht mehr dort.
Mit solchen Dingen muss man wohl leben und im Grunde genommen war es ja noch harmlos.
You handled yourself so well, LIlli.
This is the scariest part of being a solo female traveler.
The aggression that is potentially in every isolated area….makes relaxing quite difficult.
I’ve been in some of the most gorgeous places on earth by myself, yet I am always looking, looking, looking so I don’t get caught unaware.
You did well. Perhaps you can walk with someone at least a few times, before you leave this area, even if you have to pay them…it would be nice for you to stretch out and see the curve of the beach under your feet.
Thanks Carol
It just happened to me the very first time. It’s off season now, so less people around. And paying for company, not my piece of cake.
We’ll see, it’s still my little paradise.
Wenn du eh bald weiterfährtst,ist es ja geklärt.Allerdings würde
Ich versuchen, mit einer
POSITIVEN Schlusserinnerung abzuschliessen.dh ggf
Kürzerer Spazierweg mit
Begleitung zb von der Lodge…So bleibt es dein Paradies…
Ansonsten: Love it….change it….or leave it
Gute Fahrt weiterhin,ich lese so gern den blog,in Afrika war ich noch nie,
Bin aber leidenschaftliche Afropercussionistin…
Hi liebe Martina
Ja, ich möchte mir diesen schönen Platz auch nicht vermiesen lassen. Seit ich ihn konsequent vermeide und es aufgeschrieben habe, geht es mir auch wesentlich besser. Solange sich hier nichts verändert, wird dies auch immer mein Lieblingsplatz bleiben. Ist er immerhin schon seit 1988, als ich das erste Mal hier war.
Und toll, dass Du, selbst wenn Du noch nie in Afrika warst Dich intensiv mit afrikanischer Musik beschäftigst. Als Percussionistin könntest Du Dich mal speziell im Senegal oder Ghana umsehen. Dort gibt es eine große Community hierfür.
Liebe Grüße
Lilli
Gruess Dich Lilli,
Ich fuerchte Heike hat recht, es wird Zeit weiter zu ziehen. Sicherlich kann einem so etwas ueberall passieren. Es ist nur so schade und u.U. eben auch gefaehrlich, dazu gezwungen zu werden. Scheinbar bist du die Einzige, die abends allein ihre Strandspaziergaenge absolviert. Interessant ist, dass diese unangenehme Situation nicht schon frueher eingetreten ist. Denn, wie du schreibst, bist du dort schon seit einiger Zeit und er auch.
Ich hoffe die Sache eskaliert nicht noch weiter und du bist bald unterwegs zu deinem naechsten Ziel.
Toi, toi, toi
Klaus
Danke Klaus
Ja das hoffe ich auch. Es geht eigentlich schon seit Monaten so, hab es halt erst jetzt aufgeschrieben. Aber ich bleibe bei meiner Vermeidungsstrategie, denke, das ist das Beste.
Liebe Grüße
Lilli
Liebe Lilli
Es ist so traurig, dass du deine liebgewonnen Gewohnheit nicht mehr geniessen kannst. Das Gefühl der Bedrohung ist schrecklich. Und gut, dass deine Zeit dort sowieso bald abläuft.
Sei lieb umarmt und getröstet. Pass gut auf dich auf
Danke liebe Christa
Ja, wachsam sein ist immer gut. Vermeide halt jetzt eine Konfrontation. Und solange ich mich hier in dem beschränkten Rahmen bewege, funktioniert es auch.
Herzliche Grüße
Lilli
Hi Lilli
Stay Safe you Brave Woman
Love the Strickland’s Cape Town
Thanks so much Leonie
I’m ok so far, all good as long as I take care and not to stir him up.
Greetings to the Mother City
Oh, das tut mir leid!! Einem « mad man » kann man nun mal gar nicht erklären, dass sein Verhalten beängstigend ist, er wird es nicht verstehen. Ich würde mich im Zweifelsfall begleiten lassen von einem guard, anders geht es nicht oder eben weiterziehen. Offensichtlich kann er nicht mehr abschätzen, wann es eklig wird. Oder er versucht, wenigstens so auf sich aufmerksam zu machen. Traurige Sache. Aber das kann schnell in Agression umschlagen, von daher schade um dennStrandspaziergang, aber Du hast noch mehr Möglichkeiten, er nur das kleine Strandeck. Viele Grüsse!
Ja liebe Susanne
Leider hilft da eben nur die Vermeidung. Und da bin ich jetzt schon ganz erfolgreich drin. Er ist im Grunde ein armer Mensch, aber leider wie Du schreibst, für ein anderes Verhalten unerreichbar.
Liebste Grüße
I’m so sorry to hear about your experience. You are a brave woman. I agree that it’s probably time to move on. Too bad he interrupted your beautiful location!
Yeah, dear Ruth.
But those things can happen everywhere. Meanwhile I’m ok with it and avoid going far. It’s beautiful everywhere here.
Have great day
Lilli