Mombasa und die Nachtigall

1 Mrz 2022Afrika bis 70, ontheroad

Ich muß mich loseisen – 

Kommt Dir das obige Bild bekannt vor?

So sieht es durch die Windschutzscheibe aus, wenn man das Paradies verlässt.

Endlich ringe ich mich durch und starte von der Südküste und der legendären Twiga Lodge, von der man sich eigentlich gar nicht losreißen kann, erst mal auf meine bürokratische Mission in Mombasa, um vor dort aus weiter die Nordküste zu erkunden.

Zwei Monate vergehen wie im Flug

In Kenia angekommen am 27. Dezember 2021 haben wir nun den 1. März. Bleibt nur noch 1 Monat um noch ein bisschen auf Safari zu gehen. Das Touristenvisum für Kenia ist 3 Monate gültig und wenn ich jetzt nicht meinen Hintern hoch bekomme, dann kann ich gleich an der Tiwi Beach bleiben.

Zumal auch dort immer was Neues passiert.

Ende Februar gab es noch ein Ereignis welches ich so auch noch nie dort erlebt hatte.

Die Sardinenschwemme aus dem Indischen Ozean

Plötzlich kommt morgens Said, mein „Beach Operator“ ganz aufgeregt angelaufen und fragt ob er meinen großen Wäscheeimer leihen könnte. Sie hätten ganz viele Fische gefangen, die von der Ebbe hinter dem Riff eingeschlossen wurden und nun zu Tausenden in den Ebbe Pools gefangen wären. 

Ein riesen Fest für die Anwohner hinter dem Strand, Proteine en masse und das umsonst.

Tiwi Beach Sardinen Schwemme

Ein Geschenk der Natur, der Gezeiten und der Jahreszeit

Überall entlang des ganzen Strandes bis hinunter nach Diani, dem Nachbarstrand etwas südlicher werden Moskitonetze zum Fischen mißbraucht, die angeschwemmten und wehrlosen Fischchen in den Sandriffeln per Hand eingesammelt und sogleich am Strand zum Trocknen ausgebreitet. 

Jeder bekommt seinen Anteil, auch alle Leute auf dem Campingplatz der Twiga Lodge, vor deren Augen das Spektakel ja ablief, erhalten Anteile der Fischflut.

Im Wasser reflektieren die fingerlangen Fische übrigens blau und sind gut zu sehen, in Panik wirbeln sie in den Pools herum, suchen Anschluß an Leidgenossen, um wieder kleinere Schwärme zu bilden, die es den Fängern natürlich leichter machen sie abzugreifen. Heraus aus dem Wasser glitzern sie silbern.

Zubereitet werden sie entweder frisch frittiert in Öl oder getrocknet wieder aufgelöst oder zerstampft zu einer Soße. Die frittierten waren jetzt nicht so sehr mein Geschmack, sehr fischig, aber man muß ja nicht alles mögen.

Tagelang werden sie nun überall getrocknet und bereichern den täglichen Maisbrei für Wochen und vielleicht Monate als willkommene Beilage. Und Ihr stellt Euch jetzt einfach den Geruch vor, der den Strand entlang waberte. Leider kann ich den nicht übertragen …

Es stank zum Himmel …

Am Ende der Bucht gibt es besonders viele eingeschlossene Fische

Bis zum Riff hinaus wird fleissig gefangen und eingesammelt

Moskitonetze werden mißbraucht

Schnell, schnell, noch einen Eimer voll

Kinder bewachen die Ausbeute

Der Sand fällt später ab, so wurde es mir erklärt

Reiche Beute der anderen Art im Moskitonetz

🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟 🐟

Wie dem auch sei

Der afrikanische Busch ruft mich auf Safari

Und ich möchte mich endlich aufmachen, solange es nicht regnet, ein paar Nationalparks in Kenia zu besuchen, wo sich jetzt, wo es überall sehr trocken ist, die Wildtiere an den wenigen verbleibenden Wasserstellen gut beobachten lassen.

Erst mal liegt mir aber doch noch etwas anderes auf der Seele …

Bei der Einreise nach Kenia bekam ich vom Zoll für meinen tansanisch registrierten Wagen ein sogenanntes „Temporary Import Permit“ (TIP), eine auf 14 Tage begrenzte Erlaubnis meinen Toyota nach Kenia zu importieren. Dieses Permit muss dann in einer Stadt, die Zollbüros hat, verlängert werden, in meinem Fall Mombasa.

Nun hatte ich keine Lust, gleich nach Mombasa zu fahren, blieb ja gerne auf der Twiga Lodge hängen. Mein Toyo befand sich also quasi illegal im Land.

Gleichzeitig benötigt jedes nicht kenianische Fahrzeug ein „Foreign Vehicle Permit“ (FVP), eine Erlaubnis die kenianischen Straßen benutzen zu dürfen. Das läuft nicht über den Zoll, sondern über die Nationale Strassen Aufsicht. Näheres gibt es hier zu lesen https://kra.go.ke/en/media-center/public-notices/774-temporary-importation-of-road-vehicles-and-foreign-vehicle-permits

Dieses „Foreign Vehicle Permit“ kann man, jetzt kommt es, mittlerweile nur noch online beantragen indem man sich ein Konto als eCitizen (https://accounts.ecitizen.go.ke/login) anlegt und über dieses Portal dann mit Kreditkarte die erforderlichen Gebühren bezahlt. Das Konto hat man aber eh schon, weil man darüber auch das eVisa beantragt hat. Als eCitizen hat man dann Zugriff auf alle möglichen Regierungsstellen, nur nicht den Zoll.

😂

Und der Zoll verlängert die Temporäre Import Erlaubnis nur, wenn man die ausgedruckten Quittungen der Strassenbenutzungsgebühren vorweisen kann und wenn man logischerweise sich und das Fahrzeug persönlich beim Zoll präsentiert. Nutzt also nix mit dem Bus nach Mombasa zu fahren ohne das Auto!

Pflichtbewußt kaufe ich also meine 2 erforderlichen Foreign Vehicle Permits für meine 2 Monate Aufenthalt und nun, da ich sowieso durch Mombasa fahren muß um an die Nordküste zu gelangen, will ich die Gelegenheit nutzen, auch mein TIP verlängern zu lassen.

Aber erst mal heißt es nach Mombasa hinein zu fahren, die Fähre von Likoni nach Mombasa hinter mich zu bringen und mich dem Verkehr in Mombasa zu stellen. Übrigens kann man das erforderliche Fährticket auch nicht mehr direkt an der Fähre in bar bezahlen, es muß vorher über das Mobilfunk Bezahlsystem mPesa oder AirtelMoney mit einem USSD Code (*721#) angefordert und bezahlt werden. Beim Auffahren auf die Fähre zeigt man dann nur die Bezahlbestätigung und schwupps kann man rauf.

Likoni-Mombasa Fähre Quittung

Korruption lässt grüßen

💵

Barzahlungen sind out !

Mehr und mehr hat sich überall in Afrika ein elektronisches Bezahlsystem durchgesetzt. Wie in Afrika die Landleitung beim Telefon durch die Entwicklung der Mobiltelefone übersprungen wurde, so wurde hier auch das Bankensystem mit Kontoführung durch ein elektronisches Konto gebunden an eine Mobiltelefonnummer ersetzt.

Die Mehrheit der Bevölkerung Afrikas besitzt kein Bankkonto, aber fast jeder hat ein Mobiltelefon!

Das haben die cleveren Mobilfunkbetreiber erkannt und bieten nun über die zugeteilte Telefonnummer eine Art Geldbörse an. Man kann also auf seine Telefonnummer Geld einzahlen und sich das Guthaben auch wieder auszahlen lassen. Das geschieht ganz einfach auf der Strasse, wo sich zu Hunderten kleine Buden für diesen Geldtransfer etabliert haben. Man kann sein Guthaben auch nach Belieben an andere Leute senden, beliebt um zB Geld an die lieben Familien oft weit weg vom Geldverdiener zu schicken.

Ebenso kann man mit dem Guthaben auf dem Telefon alle Arten von Rechnungen bezahlen. Dies hat sich rasend schnell durchgesetzt, jeder zahlt nun zB Strom und Wasser über dieses System.

Und natürlich haben auch alle offiziellen Stellen den Vorteil einer festen Geldadresse erkannt und so kann auch jede offizielle Rechnung darüber bezahlt werden. 

Es wird an vielen Stellen gar kein Bargeld mehr angenommen, welches leicht auf ungewissen Wegen verschwinden kann. So auch beim Fährticket, es sind vor allem die winzigen Beträge, die eine hohe Anforderung an eine korrekte Abrechnung stellen, die nun gezielt in den richtigen Kanal geleitet werden können.

UND der große Vorteil, nun kann weder bei einer Gebührenbezahlung, einem Nationalparkseintritt oder einer offiziellen Rechnung irgendwie Geld „verschwinden“oder nicht ordnungsgemäß abgerechnet werden.

Damit ein sehr probates Mittel Korruption zu unterbinden, der Geldfluß geht gleich in die „richtig großen“ Taschen.

Auch für mich sehr praktisch, denn ich kann mir nun über eine Dienstleister App Geld von meinem Bankkonto auf meine lokale Telefonnummer senden lassen und brauche somit nicht mehr soviel Bargeld mit mir herum schleppen, bzw einen Geldautomat (ATM) zum Bargeld ziehen suchen.

Es gibt natürlich auch überall Gebührenaufschläge, alle wollen mitverdienen. Jeder muß selbst entscheiden was ihm die Bequemlichkeit wert ist.

Zurück nach Mombasa und hier mal ein kleiner Eindruck von der Fähre und dem Verkehr

Gut angekommen am Zollbüro 

bin ich überrascht auf den bewachten Hof parken und so in Ruhe alles erledigen zu können. Kein Vergleich dazu auf der Strasse einen Parkplatz suchen zu müssen und dauernd zu bangen, ob das Auto wohl sicher steht.

Auch ist alles sehr effizient und in der übersichtlichen Halle werde ich auch gleich an den richtigen Schalter gelotst und treffe so auf Madame Linet, die mir sogleich eine Strafpredigt hält, warum ich denn nicht sofort im Januar wo mein Permit abgelaufen ist, zum Verlängern gekommen wäre. Jetzt, da das Auto illegal in Kenia wäre, müsste ich eine tägliche Strafgebühr für die überfälligen Tage bezahlen.

Die Zollhalle in Mombasa
Jetzt braucht man wieder eine Geschichte

Ich erzähle, dass ich verwirrt war, nicht sicher ob jetzt wegen Covid (da kann man ja viel drauf schieben) alles nur online ginge und ich ja das FVP ordnungsgemäß und rechtzeitig vor Ablauf des TIP bezahlt hätte.

Lange Rede kurzer Sinn, nach einer Weile entläßt mich Linet gnädig und kümmert sich darum, alle erforderlichen Daten in den Zoll Computer einzugeben und zu vervollständigen. Fotokopien vom Paß und den Fahrzeugpapieren macht sie sich selbst und nach einer Weile Wartezeit bekomme ich meinen Sticker für die Windschutzscheibe ausgehändigt.

Der Sticker für das Foreign Vehicle Permit

Nur noch ein Problem 🧐

Laut meinem Einreisedatum und den bezahlten FVPs würde mein TIP am 9. März auslaufen und es wäre jetzt noch zu früh es zu verlängern. Das kann erst kurz vor Ablauf gemacht werden. Mit einem Lächeln im Gesicht und den Hinweis, ich möchte sie doch auf eine Tasse Kaffee einladen (Nachtigall ick hör dir trapsen), gibt sie mir netterweise ihre Email Adresse und ihre WhatsApp Nummer. Ich soll ihr doch die neue Quittung für das nächste FVP per WhatsApp schicken und sie würde mir dann den neuen Permitsticker ausstellen und das Dokument auch per WhatsApp übermitteln.

Das mit dem Kaffee hab ich natürlich überhört, der WhatsApp Austausch hat vorzüglich geklappt und mein neuer Sticker gilt jetzt bis zum 7. April. Seid mit mir gespannt, ob es auch so reibungslos im April klappt wenn ich nicht mehr in der Nähe von Mombasa bin.

So lasse ich Mombasa hinter mir …

Ich will nicht mehr lange fahren und hab auch schon eine gute Adresse für meinen nächsten Standort. Von diesem und meinen weiteren Erlebnissen und vor allem Begegnungen gibt es mehr in meinem nächsten Beitrag.

Wie immer freue ich mich, wenn Du mich virtuell begleitest

 

🌍 Afrika wartet auf uns, auch ohne Kaffeeausgeben

Schau doch mal was Du sonst noch von mir finden kannst ...

... und meinen aktuellen Standort sowie meine gefahrene Route siehst Du mit vielen Fotos und Kommentaren auf Polarsteps.

PS: Wenn Dir mein Beitrag gefallen hat, dann hinterlasse mir doch einen netten Kommentar.
Du weißt ja, viele Kommentare sind das Trinkgeld für die Autorin, ich freu mich genauso wie Google.
😇🙏🏻🧡

Lass das orange Zebra rollen, hilf mir ein bisschen mit den Kosten für seinen Dieselhunger. Was der Kaffee für mich ist, ist der Treibstoff für den Toyo.

8 Kommentare

  1. Jochen Feyerherd

    Vielen Dank für den netten Bericht.
    Wusstest Du nicht, dass man Touristenvisa ganz problemlos um weitere drei Monate verlängern lassen kann?
    Ich wünsche Dir noch viele schöne Erlebnisse hier in Africa, diesem tollen Kontinent.

    Viele Grüße
    Jochen

    Antworten
    • Lilli Mixich

      Hi lieber Jochen
      Das es mit der Verlängerung relativ einfach geht habe ich mittlerweile auch erfahren und auch durchgezogen. 5 Minuten in Malindi, aber der Bericht ist noch in der Feder. Freu Dich drauf.
      Liebe Grüße vom nachts kalten Mt. Kenya

      Antworten
  2. Muder Barbara

    Warte gespannt auf jeden Bericht und dir,und freue mich immer wieder von deinem Abenteuer zu lesen. Weiterhin alles Liebe Barbara

    Antworten
    • Lilli Mixich

      Toll Barbara, das lese ich doch gerne.
      Danke Dir für die lieben Wünsche.
      Lilli

      Antworten
  3. Christa

    Tja Afrika machts möglich ich bin immer wieder überrascht wie manche Dinge mit einem Lächeln und Freundlichkeit hier geregelt werden können.
    Wieder mal eine spannende Geschichte von dir.
    Lieber Gruß Christa

    Antworten
    • Lilli Mixich

      Ja liebe Christa.
      Freundlich bleiben ist eigentlich oberstes Gebot in Afrika. Es gilt als extrem unhöflich Ärger zu zeigen. Bei manchen Blüten der Bürokratie fällt es einem aber schwer ruhig zu bleiben.
      Aber das Gute ist, es gibt immer einen Weg, solange Dein Gegenüber sein Gesicht wahren kann.
      Lieben Gruß zurück
      Lilli

      Antworten
  4. Beate Netmann-Riy

    Liebe Lilli Pilli, wie immer verfolge ich fasziniert dein Abenteuer in dem großen schönen Afrika! Und wünsche dir weiterhin lauter Erlebnisse, die alle gut ausgehen und uns erfreuen wenn du sie aufschreibst Punkt liebe Grüße aus Deutschland Beate

    Antworten
    • Lilli Mixich

      Das freut mich sehr, liebe Beate
      Ich hab noch nicht so richtig in einen kontinuierlichen Schreibmodus gefunden, aber ich denke ich werde besser.
      Schön, dass Ihr mir die Treue haltet.
      Liebe Grüße vom Fuße des Mt. Kenya.
      Lilli

      Antworten

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